Wie entstehen Polarlichter?
Die Sonne besteht zu 3/4 aus Plasma, welches hauptsächlich aus Elektronen, Protonen und Alphateilchen (Heliumkerne) und wird Sonnenwind genannt.
Auf der Sonne kommt es manchmal aus Sonnenflecken heraus zu sehr starken Explosionen (Sonneneruptionen), bei der Plasma auf bis zu 50 Mio. Kelvin aufgeheizt und es in den Weltraum geschleudert wird. Diese Erscheinungen, die fast aussehen wir ein langgezogenes Kaugummi, nennt man solare Flares. Werden diese Flares bis in den Weltraum geschleudert, nennt man sie koronale Massenauswürfe (CME).
Polarlichter entstehen, wenn die Flares in Richtung Erde zeigen und diese elektrisch geladenen Sonnenteilchen in die Erdatmosphäre eindringen und mit dieser kollidieren. Dabei werden Sauerstoff- und Stickstoffatome angeregt und es entsteht Licht. Rotes und grünes Polarlicht entsteht, wenn die Sonnenteilchen mit Sauerstoff kollidieren und blaues entsteht bei der Kollision mit Stickstoff.
Wie oft es zu koronalen Massenauswürfen kommt, hängt von der Sonnenaktivität ab, deren Zyklen zwischen 9 und 14 Jahren liegen. In Zeiten hoher Sonnenaktivität, kommt es zu vielen koronalen Massenauswürfen und Flares und damit auch zu vielen Polarlichtern auf der Erde.
Wann kann ich Polarlichter an der Ostsee sehen?
Polarlichter lassen sich an der Ostsee sehr gut beobachten, wenn die Bedingungen dafür stimmen.
Koronaler Massenauswurf auf der Sonne
Am wichtigsten ist, dass eine Polarlichtsichtung überhaupt möglich ist. Dafür muss auf der Sonne, ein koronalen Massenauswurf in Richtung Erde stattgefunden haben. Zwei bis vier Tage später kann es dann auf der Erde zu Polarlichtern kommen.
Wann diese stattfinden, kannst du nachschauen unter:
Für Smartphones gibt es auch Apps, die dir Polarlichtwarnungen auf´s Handy schicken. Ich nutze folgende Apps:
- „Polarlicht-Vorhersage“ von JrustonApps B.V.
- „Aurora Now – Polarlicht“ von VNIL AB
Wetterbedingungen
Du brauchst zumindest Wolkenlöcher, besser noch einen klaren Himmel, um Polarlichter zu sehen.
Für die Wolkenvorhersage nutze ich die App Regenradar von Wetter Online und klicke dann rechts nicht auf Regen, sondern auf das Icon Wolke/Sonne. Dann kannst du unten die Zeit verschieben und siehst so, ob Wolkenlücken in den kommenden Stunden / Tagen sind.
Tipps, zur Auswahl eines guten Standortes für Polarlichter an der Ostsee
Es darf nicht zu viel Lichtverschmutzung an deinem Beobachtungsspot sein. Deswegen wähle ich gerne einen Ort, der komplett in der Natur liegt oder zumindest in einem kleinen Dorf.
Am besten überlegst du dir schon vorher, wo ein guter Spot sein könnte.
Hier meine Empfehlungen:
Mecklenburg-Vorpommern
- Insel Poel (Schwarzer Busch, Gollwitz)
- Fischland-Darß-Zingst (Ostseeküste)
- Nordrügen (Dranske, Lohme, Schaabe)
- Hiddensee (Dornbusch, Enddorn)
- Usedom (z.B. Strand Peenemünde, alle Strände an der Ostseeküste gehen hier natürlich)
Schleswig-Holstein
- Fehmarn (alles außer südliche Küste)
- Kiel: von Kiel aus würde ich in Richtung Laboe, Wendtorf, Heidkate Schönberger Strand fahren oder in westlich: Dänisch-Nienhof, Jellenbek
Blickrichtung
Die beste Chance, Polarlichter an der Ostsee zu sehen, hast du, wenn du in Richtung Norden schaust.
Jahreszeit
Oft wird der Herbst und Winter als beste Zeit zum Beobachten von Polarlichtern empfohlen. Das liegt aber wahrscheinlich eher daran, dass in Skandinavian in großen Teilen die Sonne im Sommer nicht untergeht und es dann nicht dunkel genug ist, Polarlichter zu sehen.
Diesen Sommer (2024) waren an der Ostsee sehr oft Polarlichter zu sehen.
Tipps, für deinen Polarlichttrip an die Ostsee
Ich empfehle dir, folgendes mitzunehmen, um Polarlichter zu beobachten:
- Etwas, zum Fotografieren (Smartphone oder Kamera) – Lies dazu auch unbedingt den nächsten Abschnitt, in dem ich dir Tipps zum richtigen Fotografieren von Polarlichtern gebe
- Kopflampe / Taschenlampe (dein Weg zum Spot wird wahrscheinlich dunkel sein)
- warme Kleidung
- ggf. Essen / Trinken
Meine 5 Profi-Tipps als Fotografin, um Polarlichter an der Ostsee zu fotografieren
Es gibt fotografische Polarlichter, welche du nur über ein Foto sehen kannst und mit normalen Blick in den Himmel nicht siehst. Außerdem sind Polarlichter immer intensiver auf Fotos zu sehen. Das ist nochmal ein krasser Unterschied zur Realität – auch ohne nachträgliche Bildbearbeitung!
Hier meine Must to haves, um Polarlichter zu fotografieren:
- Kamera mit Weitwinkelobjektiv
- Stativ
- genügend Akkus und Speicherkarten
- Nodalpunktadapter (wenn du ein Panorama machen willst)
- Fernauslöser (für längere Belichtungen oder einfach um die Hände in der warmen Tasche zu lassen ;))
Ein Weitwinkelobjektiv nutzen wir, damit wir so viel wie möglich von den Polarlichtern und der Landschaft auf´s Foto kriegen.
Stativ
Nutze unbedingt ein Stativ, da du sonst in der Dunkelheit nur verwackelte Bilder schießen wirst. Wenn es windig ist, kannst du dein Stativ auch gegebenenfalls noch mit deinem Fotorucksack beschweren.
Ich nutze das Stativ Giottos YTL 8283. An dem gibt es unten einen Haken, an dem man den Rucksack zur Beschwerung ranhängen kann. Mein Stativkopf ist von Manfrotto. Mein Stativ scheint es nicht mehr zu geben. Ich hatte mich damals für dieses Stativ entschieden, weil es leicht ist (Carbon) und sich die Mittelsäule umdrehen lässt, sodass man von weit unten fotografieren kann.
Schärfeeinstellung
Fokussieren in der Dunkelheit kann die Hölle sein, deswegen stelle die Schärfe auf Unendlich ∞ und nimm das Polarlicht erst einmal im ganzen auf ohne dir allzu viele Gedanken über den Vordergrund zu machen.
Als ich mein Polarlichtpanorama aufgenommen habe, war der Himmel so schnell wieder zugezogen, dass ich, nach dem letzten Bild des Panoramas nicht mehr weiter fotografieren konnte. Zum Glück habe ich mit der Wolkenrichtung fotografiert – kleiner Tipp: meistens kommt das Wetter und die Wolken von Westen, also fotografiere ich von West nach Ost – behalte den Himmel und die Wolkenziehrichtung am besten immer im Blick.
Du kannst, wenn du nach den ersten zufrieden stellenden Fotos, noch freie Sicht hast, immer noch bessere Fotos mit einem Vordergrund aufnehmen.
Polarlichtpanorama
Wenn du ein Panorama von den Polarlichtern machen willst, empfehle ich dir einen Nodalpunktadapter. Damit muss man sich aber gut auskennen und ihn auf das jeweilige Objektiv anpassen, weswegen ich dir nicht empfehlen würde, ihn mitzunehmen, wenn du ihn noch nicht 100 % beherrscht. Beim Polarlichtfotografieren muss es gegebenenfalls schnell gehen und es ist dunkel und kalt. Alles, was du verstellen / einstellen willst, benötigt Licht und Zeit.
Eine preisgünstige Anleitung für einen Bausatz findest du hier.
Fernauslöser
Pack unbedingt einen Fernauslöser ein, um ggf. länger als 30 Sekunden belichten zu können oder einfach nur, um deine Hände in der schönen warmen Jackentasche zu lassen und von dort aus die Kamera auszulösen. Ich nutze diesen Fernauslöser seit vielen Jahren und bin sehr zufrieden damit. Er ist mit einigen Kameraherstellern kompatibel.
Kameraeinstellungen
Fotografiere unbedingt im manuellen Modus. Deine Belichtungszeit hängt stark von deinem Umgebungslicht und der Intensität des Polarlichtes ab, weswegen dir niemand eine fixe Zahl nennen kann. Probiere es vor Ort aus und fang mit 15 Sekunden an. Ist dein Bild zu hell, gehst du runter auf z.B. 10 s, ist es zu dunkel, gehst du hoch auf z.B. 20 s. Arbeite dich so an deine optimale Belichtung in dieser Situation heran. Mein Polarlicht-Panorama ist z.B. fotografiert mit:
- Blende 8
- 25 Sekunden
- ISO 2000
- 17 mm Brennweite
Wieder Zuhause hatte ich die Polarlichter noch mit unserer Kapelle im Dorf aufgenommen. Da sahen die Zahlen schon wieder ganz anders aus:
- Blende 7.1
- 30 Sekunden
- ISO 6400
Wenn du mit der Zeit nicht höher gehen willst, kannst du auch die ISO höher stellen (Achtung wegen Rauschen) oder die Blende runter (geht dann wahrscheinlich zum Nachteil der Schärfe).
Nachbearbeitung
Panoramas setze ich gerne mit dem Image Composite Editor (ICE) zusammen. Das Programm wird allerdings nichts mehr geupdatet.
Um deine Polarlichtfotos von der Ostsee zu bearbeiten, empfehle ich dir ein professionelles Bildbearbeitungsprogramm wie GIMp, Lightroom, Capture One oder Photoshop.
Ich habe folgende Änderungen an folgenden vorgenommen:
- Weißabgleich
- Dynamik / Sättigung
- Tiefen & Lichter
- Schärfe
Meine Polarlichtbeobachtungen an der Ostsee
Es war schon immer ein Traum von mir, Polarlichter zu sehen. Sie sahen immer so magisch auf all den Fotos aus.
Deswegen bin ich vor 11 Jahren direkt nach meinen schriftlichen Staatsexamensprüfungen auf die Lofoten (Norwegen) gereist. Dort ist die Chance ziemlich hoch. Leider waren aber keine Polarlichter zu sehen.
Dann waren einige Jahre später auch für Mitteldeutschland Polarlichter angesagt und ich habe in der Nähe von Magdeburg welche fotografisch festhalten können. Es war nur ein kleiner Streifen am Horizont, der auch nur auf der Kamera zu sehen war. Diese Polarlichter waren so unbedeutend, dass ich das Bild gar nicht erst abgespeichert habe.
Dann dieses Jahr (2024) habe ich in den Niederlanden Polarlichter am Himmel gesehen, aber ich hatte keine Kamera dabei – klassischer dedüm-Moment.
Und jetzt wenige Monate später, waren diese fanastischen Polarlichter auch hier an der Ostsee zu sehen. „Unter“ diesen Lichtbögen zu stehen, hat sich so magisch angefühlt. Ich bin sehr dankbar, dass ich das endlich in dieser Intensität erleben durfte.
FAQ
Warum heißen Polarlichter Polarlichter?
Die Erde umgibt ein Magnetfeld, das die meisten Sonnenteilchen um die Erde herumleitet. Es kommt dann nicht zu einem Zusammenstoß von Sonnenteilchen und Atomen in der Erdatmosphäre. Nur an den Polen (Nordpol, Südpol) können die Sonnenteilchen in die Atmosphäre eindringen, da die Sonnenwinde dort senkrecht auf die Erdatmosphäre treffen. Dort entstehen dann die Polarlichter und deswegen heißt diese natürliche Lichterscheinung Polar-Licht.
Was ist er Unterschied zwischen Aurora borealis und Aurora australis?
Die Aurora borealis (Nordlicht) ist das Polarlicht auf der Nordhalbkugel, wohingegen die Aurora australis (Südlicht) das Polarlicht auf der Südhalbkugel bezeichnet.
Warum ist Polarlicht bunt?
Gelbes, rotes und grünes Polarlicht entstehen, wenn Sonnenteilchen in der Erdatmosphäre mit Sauerstoff kollidieren – rotes Polarlicht entsteht meistens in 250 km Höhe, grünes in 120 km.
Blaues Polarlicht entsteht bei der Kollision mit Stickstoff.
Wann kann ich Polarlichter sehen?
Polarlichter siehst zu bei besonders starken Sonnenwinden, die in Richtung Erde zeigen. Du kannst sie nur nachts sehen und wenn der Himmel klar ist. Die Sonnenwinde brauchen 2 bis 4 Tage, um zur Erde zu gelangen, sodass eine Vorhersage möglich ist.